Rede halten

Um eine gute Rede zu halten, braucht es mehr als nur einen vorbereiteten Text. Die Art und Weise, wie du deine Rede hältst, ist mindestens ebenso wichtig. Sie entscheidet darüber, ob du bei den Leuten im Publikum eine starke Wirkung erzielst und ihnen mit deiner Rede auch im Gedächtnis bleibst.

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Inhalt

  1. Rede halten – auf einen Blick
  2. Rede halten: Kurzerklärung
  3. Die richtige Vorbereitung
  4. Der erste Eindruck entscheidet
  5. Klare Struktur und roter Faden für deine Rede
  6. Die Wahl der richtigen Technik
  7. Rede halten: Tipps aus der Praxis
  8. Rede halten: Vermeide diese Fehler
  9. Häufige Fragen und Antworten

 

Rede halten – auf einen Blick

Vorbereitung: Eine gute Vorbereitung legt den Grundstein für einen gelungenen Vortrag. Du solltest deshalb genügend Zeit für die Planung und das Üben deiner Rede einberechnen.

Struktur und Aufbau: Eine gute Struktur mit einem klaren Aufbau sind entscheidend dafür, damit dein Publikum den Inhalt deiner Rede auch nachvollziehen kann.

Präsenzaufbau: Indem du 3-5 Sekunden vor Beginn deiner Rede schweigst, baust du Präsenz auf. So erzielst du einen guten ersten Eindruck und fesselst dein Publikum schon beim Einstieg.

Körpersprache, Stimme und Pausen: Setze Körpersprache, deine Stimme und Pausen gezielt ein. Achte aber darauf, dass du am Ende immer noch natürlich wirkst, wenn du deine Rede hältst.

Techniken: Mit den richtigen Rede-Techniken zur richtigen Zeit, wirst du dich mit deinem Vortrag von anderen abheben und beim Publikum in Erinnerung bleiben.

Visualisierung des Inhalts auf einer PP-Folie

 

Rede halten: Kurzerklärung

Um eine gut strukturierte und wirkungsvolle Rede zu halten, die dein Publikum überzeugt und begeistert, braucht es mehrere Dinge:

Körpersprache

Eine gute Körpersprache ist die Grundvoraussetzung für erfolgreiche Redner. Mit Gestik und Mimik kannst du das Gesagte unterstreichen und eine selbstbewusste Körperhaltung gibt dir Sicherheit. Kopf raus, Schultern raus, Brust raus. Neben der aufrechten Körperhaltung ist der Blickkontakt zum Publikum eines der wichtigsten körpersprachlichen Kriterien für eine gute Rede.

Sprache, Stimme und Stil

Zu den Prinzipien einer erfolgreichen Rhetorik gehört auch der richtige Einsatz der Stimme. Bemühe dich, laut und deutlich zu sprechen, damit deine Aussagen auch jeder verstehen kann. Mach Pausen, betone wichtige Aussagen und verwende einfache und kurze Sätze.

Hilfsmittel

Für eine klassische Rede verwendest du am Anfang am besten einen Zettel oder Moderationskarten. Geübte Redner halten die Rede frei. Allerdings sind sehr viel berühmte Reden wie z.B. die Stanford-Speech von Steve Jobs oder die Reden von Greta Thunberg zum Teil auch abgelesen worden.

Visualisierung des Inhalts auf einer PP-Folie

 

Die richtige Vorbereitung

Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete und entscheidend für eine gelungene Rede. Wenn du zu wenig Zeit in deine Vorbereitung investierst, läufst du Gefahr, den roten Faden zu verlieren, bekommst Probleme mit der Redezeit oder ein Thema mit Lampenfieber.

Das richtige Hilfsmittel für deine Rede

Am besten ist es natürlich, wenn du deine Rede so gut beherrscht, dass du gar keine Hilfsmittel benötigst. Wer den ganzen Text für eine Rede ausdruckt und mitnimmt, sollte deutlich mehr Zeit für die Redevorbereitung einplanen.

Eine geschriebene Rede vorzubereiten, dauert deutlich länger als eine frei gehaltene Rede. Oft werden Moderationskarte als Leitfaden für den groben Aufbau verwendet. Generell führen Zettel aber oft dazu, dass sich die Redner verzetteln und die rhetorische Wirkung darunter leidet.

Übung macht den Meister

Am besten übst du deine Rede mehrmals laut. So bekommst du ein Gefühl für deine Worte und die Redezeit. Wenn du dich dabei aufnimmst, kannst du deine Rhetorik ganz einfach analysieren.

Eine gute Rede wird in der Regel schriftlich vorbereitet. Allerdings unterscheidet sich die geschriebene Sprache von der gesprochenen Sprache. Die gesprochene Sprache ist einfacher, nicht so perfekt und unvollständig. Das ist es, was wir unter authentisch verstehen. Darum übe die Rede in deinen eigenen Worten. Bei der Rede selbst kannst du den Zettel weglegen und dir erlauben, die Rede frei zu halten.

Umgang mit Lampenfieber

Lampenfieber nützt mehr, als es schadet. Es hilft dir dabei, deine beste Leitung abzurufen. Am besten nimmst du die Nervosität dankend an und freust dich auf deine Rede. Einmal tief durchatmen und los geht’s. Atmen, atmen, atmen, reden, reden, reden.

Nach 2 Minuten sind du und dein Körper in der Rede angekommen. Nur wer sich zu steif an den vorbereiteten Text klammert, hat auch nach mehr als 5 Minuten noch Lampenfieber-Symptome.

Am besten gehst du deine Rede am Abend vor dem Schlafengehen noch einmal durch. Am Tag deiner Rede bringst du dich in eine gute Stimmung, achtest darauf, dass du deine Unterlagen griffbereit hast und gewöhnst dir Rituale an, mit denen du dich wohlfühlst. Kurz gesagt: Eine gute Redevorbereitung ist entscheidend für erfolgreiche Reden.

Zitat, Cicero

 

Der erste Eindruck entscheidet

Das Publikum bildet sich bereits in den ersten paar Sekunden eine Meinung über den Redner. Deshalb ist es wichtig, dass du von Anfang an souverän auftrittst. Mein Tipp für einen gelungenen Einstieg, der die Zuhörer überzeugt, ist der Präsenzaufbau mit den „5 A’s“.

Sie stehen für Ankommen, Anschauen, Anlächeln, Ausatmen und Anfangen.

Ankommen bedeutet, dass du ganz in Ruhe deine Redevorbereitungen triffst. Erst wenn alles passt, kommt das zweite A: Anschauen. Such dir einen netten Onkel im Publikum, der auch eine Frau sein kann und nach einem kurzen Blickkontakt kommt der nächste Punkt: die Zuhörer anlächeln. Bevor du zu sprechen beginnst, solltest du noch einmal tief ausatmen, denn in Stresssituationen haben wir meistens zu viel Luft im Körper. Erst danach kommt das fünfte und letzte A: Anfangen.

Dieser ganze Prozess dauert nach dem Ankommen ungefähr 5 Sekunden lang. 5 A’s = 5 s. Wenn du dir vor deiner Ansprache diese 5 Sekunden Zeit nimmst und dann erst zu sprechen beginnst, wirst du ein besseres Ergebnis erzielen und die Zuhörer mit deinen Themen garantiert von Anfang an abholen.

PP-Folie, Veranschaulichung der fünf A's

 

Klare Struktur und roter Faden für deine Rede

Damit die Zuhörer deiner Rede folgen können, braucht diese eine nachvollziehbare Struktur und einen roten Faden. Du musst ein Thema finden, das zu deiner Zielgruppe und zum Anlass deiner Rede passt. Außerdem brauchst du einen klaren Aufbau.

Mein Tipp dafür ist der Fünf-Satz, der aus einer Einleitung, drei Argumenten im Hauptteil und einem Schluss besteht. Mehr dazu findest du in unserem Beitrag zum Thema Rede schreiben.

Die Rede-Struktur erkennt man beim Reden an der richtigen Pausensetzung. „Das einzig Wichtige in einer Rede ist die Pause“, hat Franklin D. Roosevelt gesagt.

Pausen sind ein wesentliches Stilmittel, um deine Rede ansprechender zu gestalten. Sie geben deinem Publikum die Möglichkeit, das Gesagte zu verarbeiten, erhöhen die Spannung und helfen den Zuhörern, den Überblick zu behalten. Du solltest nach jedem größeren Thema eine Wirkpause von ca. 3-5 Sekunden machen. Bei einer klassischen Rede wären das min. 4 rhetorische Wirkpausen.

roter Faden

 

Die Wahl der richtigen Technik

Präsentationstechniken sind für deine Rede ähnlich wichtig wie das Salz in der Suppe. Es gibt unzählige rhetorische Techniken, die du verwenden kannst. Einige davon, wie Zitate und rhetorische Fragen, sind beinahe jedem Redner bekannt. Ich zeige dir hier 5 Techniken, die im deutschsprachigen Raum noch viel mehr eingesetzt werden sollten.

Einprägsame Geschichten und Beispiele

Storytelling ist eine Methode, die das menschliche Gehirn besonders anspricht, da wir seit jeher auf Geschichten programmiert sind. Wenn du in deiner Rede eine Geschichte erzählst, muss sie eine Quintessenz und damit einen Mehrwert für den Inhalt haben. D.h. wenn du eine persönliche Geschichte erzählst, endet diese immer mit einer Kernbotschaft.

Die Technik Storytelling ist vor allem auch für Geburtstagsreden und Hochzeitsreden relevant.

Schreibmaschine, Storytelling

Kernbotschaften

Kernbotschaften sind die zentralen Aussagen deiner Rede, die sich durch deinen ganzen Vortrag ziehen und die am Schluss noch einmal betont werden sollen. Ein guter Freund von mir fragt immer: „Was ist die eine Sache, die dem Publikum nach deiner Ansprache im Gedächtnis bleiben soll?“

Höhere Ziele

Reden mit einem höheren Ziel appellieren an das größere Wohl. Barack Obama hat gern höhere Ziele wie „Einheit und Zusammenhalt“, „Freiheit und Demokratie“ oder „Soziale Gerechtigkeit“ verwendet, um seine Zuhörer zu bewegen. Ein klassisches Beispiel ist auch John F. Kennedys berühmte Aufforderung „Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann – fragt, was ihr für euer Land tun könnt“.

Barack Obama, Zitat

Emotionen

Stimmung und Emotionen sorgen dafür, dass Botschaften intensiv erlebt werden. Rick Rigsby demonstriert das mit „Lessons from a third grade drop-out“. Er bringt die Zuhörer zuerst zum Lachen, schickt sie dann in ein emotionales Tief und holt sie schließlich wieder aus diesem Loch heraus. Eine gute Ansprache lebt von ihren Höhen und Tiefen, den Highlights und den Lowlights.

Lessons Learned

Bei dieser Methode erzählst du von den Lehren, die du aus eigenen Erfahrungen gezogen hast. Jim Carrey nutzt diese Methode in seiner Commencement Speech an der MIU 2014. Er erzählt, dass sein Vater ein großartiger Komiker hätte werden können, sich aber aus Sicherheitsgründen für das Wohl seiner Familie entschieden hat. Er bringt seine Lesson Learned mit einem Satz auf den Punkt: „You can fail at what you don’t want, so you might as well take a chance on doing what you love.“

Auch die Lesson Learned hat eine Kernbotschaft. Das sind meine Tipps für eine erfolgreiche Rede und bessere Ergebnisse. Allerdings ist es nicht nur wichtig, dass die Techniken zu deiner Rede passen, sondern auch, dass du zu den Techniken passt und dich damit wohlfühlst.

 

Rede halten: Tipps aus der Praxis

Wie du auf der Bühne den bestmöglichen Auftritt hinlegst, erfährst du in den folgenden vier Tipps.

Mach dich groß wie James Bond: Roger Moore, der legendäre James Bond Darsteller, hat sich immer vorgestellt, dass eine Schnur an seinem Kopf befestigt ist, die ihn regelrecht in die Höhe zieht. Das signalisiert den Menschen im Publikum Selbstbewusstsein. Ein hüftbreiter Stand und eine Handpositionierung über dem Gürtel sorgen für eine symmetrische Körperhaltung.

Rundum-Blick: Der Blickkontakt mit den Zuhörern ist entscheidend für deine Wirkung auf der Bühne. Vielleicht kennst du den Tipp mit dem W-Blick, den Tipp, über die Köpfe des Publikums oder auf die Nasenwurzel der Zuhörer zu schauen. Das stimmt alles nicht. Beim Reden schauen wir den Menschen in die Augen. Lass deinen Blick rundum durch den Raum schweifen und schau den Zuhörern zwischendurch direkt in die Augen.

Trink-Tipp: Pausen helfen deinen Zuhörern dabei, das Gehörte zu verarbeiten. Wenn du am Ende von Einleitung, Hauptteil und Schluss einen Schluck Wasser trinkst, machst du automatisch 3-5 Sekunden Pause, in denen dein Publikum deine Inhalte auf sich wirken lassen kann.

Aufmerksamkeit halten: Eine aussagekräftige Körpersprache und der gezielte Einsatz deiner Stimme heben deine Rede aufs nächste Level. Indem du einmal lauter und einmal leiser sprichst, einmal schneller und einmal langsamer, wirst du dein Publikum fesseln und die emotionale Wirkung deiner Worte verstärken.

Zitat, Brian Tracy

 

Rede halten: Vermeide diese Fehler

Hier zeige ich dir fünf gängige Fehler, die Menschen beim Rede halten machen.

Schlechte Vorbereitung: Wenn du zu wenig Vorbereitungszeit in deine Rede investierst, kann das zu Problemen mit der Zeitplanung, der Klarheit und Lampenfieber führen.

Unklare Struktur: Eine gut durchdachte Struktur ist essenziell, um Argumente logisch zu präsentieren. Fehlt sie, wird das Publikum deiner Rede nicht folgen können.

Ablesen: Wenn du deine Rede abliest, kannst du den Blickkontakt zum Publikum nicht halten. Außerdem wirken abgelesene Sätze unnatürlich, weil sie zu komplex für mündliche Vorträge sind.

Fehlender Publikumsbezug: Wenn du deine Zuhörer nicht ansprichst und keine Verbindung zu ihnen herstellst, wirst du ihre Aufmerksamkeit und ihr Interesse schneller verlieren, als dir lieb ist.

Kein klares Ziel: Deine Rede braucht eine Kernbotschaft, auf die du hin redest. Nur so wird deinem Publikum bewusst, welches Ziel du mit deiner Rede erreichen möchtest.

Zitat, Bernard Weatherill

 

Häufige Fragen und Antworten

Es gibt gewisse Fragen, die sich jeder Redner im Laufe seiner Karriere irgendwann stellt. Hier gebe ich dir die Antworten darauf.

Wie hält man eine gute Rede?

Wichtig für gute Vorträge sind relevante Beispiele, die den Inhalt veranschaulichen. Denn:

Du erzählst mir etwas, und ich vergesse es.
Du lehrst mich etwas, und ich behalte es.
Du beziehst mich in etwas mit ein, und ich lerne es.

Benjamin Franklin

Wie beginne ich eine gute Rede?

Du musst vom ersten Moment an Spannung erzeugen und dein Publikum schon in der Einleitung abholen. Beginne deine Rede nicht mit einer Begrüßung, sondern fang mit einem unerwarteten Einstieg an. Humor, eine Frage, eine Anekdote oder eine Geschichte, die dich mit deinen Zuhörern verbindet, sind nur ein paar der Möglichkeiten, um den Einstieg in deine Rede spannend zu gestalten.

Was ist wichtig bei einer guten Rede?

Diese Frage beantworte ich mit drei Zitaten:

Winston Churchill hat einmal gesagt: „Eine gute Rede soll das Thema erschöpfen, nicht die Zuhörer.“ Wenn eine Rede einmal etwas kürzer ausfällt, wird auch niemand böse sein.

Dale Carnegie: „Es ist der Redner, nicht der Inhalt, der die Rede interessant macht.“ Es gibt großartige Reden, die aber unter der Körpersprache und dem rhetorischen Auftritt des Redners gelitten haben.

Martin Luther King Jr.: „Die Kunst der Rede ist es, die Wahrheit so zu sagen, dass sie nicht nur verstanden, sondern auch gefühlt wird.“ Gerade die Wahl der Präsentationstechniken – der Highlights und Lowlights – ist für Worte, die in Erinnerung bleiben, entscheidend.

Worüber kann man eine Rede halten?

Grundsätzlich kannst du über alles sprechen, solange es dich bewegt. Es sollte etwas sein, das dir am Herzen liegt und für das du mit Leidenschaft brennst. Diese Leidenschaft überträgt sich auf dein Publikum und macht deine Rede lebendig und überzeugend. Darum sind sehr gute Reden oft mit persönlichen Geschichten verbunden, die deinem Publikum lange in Erinnerung bleiben werden.